Der Begriff „Barock“ hat seinen Ursprung im Portugiesischen und bezieht sich auf die unregelmäßig geformte Perle „barroca“. Die Bedeutung des Begriffs erweiterte sich stark und fand Anwendung in zahllosen Bereichen der Kunst wie der Architektur, Skulpturen, der Malerei, Garten- und Landschaftsarchitektur aber eben auch den Barock-Möbeln bis hin zu Details wie Barock-Beschlägen.
Der Barockstil zeichnet sich durch eine extravagante, opulente und dramatische Ästhetik aus. Zu den typischen Merkmalen des Barocks zählen Bewegung, Dramatik, dynamische Kompositionen, illusionistische Effekte, reiche Verzierungen und eine Vorliebe für großartige Inszenierungen. Im Möbelbau wurden vor allem kunstvoll geschnitzte und profilierte Elemente verwendet, um den barocken Stil zu betonen. Besonders die Rundungen und Kehlungen früher Barockmöbel, verziert mit sogenannten Ohrmuschel- und Knorpelbarock-Schnitzereien, erzeugten einen besondere Lichteffekte. Bei Barockmöbeln lassen sich aber auch besonders gut technische Fortschritte ablesen. So sind übige querfurnierte Leisten und Profile von geringstem Querschnitt bis hin zu nahezu übermäßingen Dimensionen erst im Laufe des Barocks entstanden. In alle Richtungen geschwungene Seiten und Fronten mit feinsten Furnierbildern belegt waren am Anfang des Barocks noch undenkbar.
Die Entstehung des Barockstils war eng mit dem politischen und religiösen Klima der Zeit verbunden. Im 16. Jahrhundert entstand er in Italien als Reaktion auf die Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche und die Gegenreformation. Die Kirche suchte nach einer kraftvollen visuellen Sprache, um die Gläubigen zu beeindrucken und die Macht sowie Pracht der katholischen Religion zu betonen. Der Barockstil erfüllte diese Anforderungen mit theatralischen und emotionalen Ausdrucksformen.
Im 17. Jahrhundert breitete sich der Barock von Italien aus in ganz Europa aus und entwickelte sich in verschiedenen Ländern zu regionalen Varianten. Jedes Land interpretierte den Barock auf seine eigene Weise und es entstanden verschiedene Stilrichtungen wie beispielsweise der französische Barock, der englische Barock und der vielfältige deutsche Barock. Barockmöbel aus unterschiedelichen Regionen zeigen oft nicht nur technische Unterschiede sondern auch sehr starke gestalterische Eigenheiten.
Der Begriff „Barock“ wurde später retrospektiv auf die Kunstwerke dieser Zeit angewendet. In der kunsthistorischen Betrachtung umfasst der Barock eine breite Palette von Stilen, wie zum Beispiel den Frühbarock, den Hochbarock und das Rokoko in Deutschland. In Frankreich wurden die jeweiligen barocken Ausformungen nach den Königen benannt, wie beispielsweise Louis-quinze oder Louis-quatorze. Auch in England wurden Barockmöbel hergestellt und nach Königen wie George I. und George II. benannt. Zudem wurden Barockmöbel in einigen Fällen nach ihren Entwerfern benannt, wie zum Beispiel Thomas Chippendale.
Das Zeitalter des Barocks endete im deutschsprachigen Raum um 1775 und wurde durch den Einfluss des klassizistischen Stils aus England und Frankreich abgelöst. Frühe klassizistische Möbel werden oft als Louis-seize-Möbel bezeichnet, benannt nach dem Stil Louis-seize, der während der Regierungszeit von König Louis-seize in Frankreich entwickelt wurde. In Deutschland wird für diese Möbel auch der Begriff Zopfstil gebraucht, der aber kaum verwendet wird.
Mehr zum Barock:
https://de.wikipedia.org/wiki/Barock
… und zum Louis-seize:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Louis-seize&oldid=233517947
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