Keinesfalls kaputterneuern!

„Barockmöbel erstrahlt in neuem Glanz“

Solche Floskeln, oder ähnliche Formulierungen, finden sich permanent
in fast allen Presseartikeln, die sich heutzutage mit Restaurierung und Renovierung beschäftigen. Sie beschreiben jedoch tatsächlich einen Zustand, wie er bei kompetenter und zeitgemäßer Möbelrestaurierung gar nicht gewollt ist, denn diese soll einen gewachsenen und eben gealterten Zustand bewahren und die zu restaurierenden Objekte nicht wieder erneuern. Später werden Möbel in diesem Zustand oft auch als überrestauriert bezeichnet.

Überrestauriert ist nicht restauriert

Wie aber kann die beschädigte originale Oberfläche eines hochwertigen Möbelstückes, wie z. B. eines originalen Biedermeier-Möbels restauriert werden, ohne sie zu erneuern? Zuerst muss der Restaurator versuchen, den Verfall zu bremsen und wenn möglich zu stoppen. Dazu führt er Arbeiten wie etwa das Festigen loser Furniere und Holzteile oder das Regenerieren von abblätternden originalen Lackschichten aus. Schon bei diesem und allen weiteren Arbeitsabschnitten ist es wichtig, dass nur Materialien verwendet werden, deren Eigenschaften und Auswirkungen auf lange Sicht bekannt sind. Und alles muss möglichst reversibel sein, also leicht und spurlos rückgängig gemacht werden können. Wenn nötig sollten Ergänzungen, z. B. von Sägefurnieren  unauffällig, aber unterscheidbar eingepasst werden, ohne dass die originale Umgebung dabei beschädigt oder angeschliffen wird. Wasserränder können von versierten Restauratoren durch Erweichen bzw. Regenerieren  des Oberflächenmaterials mit dem passenden Lösungsmittel meist nahezu spurlos beseitigt werden und mancher Fleck lässt sich mit dem richtigen Bleichmittel wie von Zauberhand entfernen. Durch geschickte Retusche verschwinden Kratzer und Gebrauchsspuren häufig so, dass sie den Gesamteindruck des antiken Möbels nicht überrestauriert ist, aber die störenden Stellen nicht mehr stören. Selbstverständlich sollten dabei reversible Farben verwendet werden, da sie über lange Zeiträume optisch „wegaltern“ könnten. Aber auch die fachmännische Reinigung einer noch originalen Politur, beispielsweise bei einem Empire-Möbel bringt oft schon großflächig den gewünschten Erfolg.

Wertevernichtung bei Möbelkunst durch Abschleifen

Viel zu häufig aber wird hochwertige Möbelkunst abgeschliffen und danach neu lackiert oder poliert, eben überrestauriert. Ein nicht mehr gutzumachender Fehler, da dies zur kompletten Zerstörung der originalen Außenhaut eines Möbels führt! Dabei werden bei Barockmöbeln oft Marketeriearbeiten, auch Intarsien genannt zerstört. Gravierte Furnierteile verlieren ihre Gravuren, brandschattierte Stücke ihre räumliche Wirkung und Colorierungen werden ebenso in Staub aufgelöst wie die oft leicht strukturierte Holzoberfläche. Biedermeier-Möbel verlieren ihren unnachahmlichen Altersfarbton und oft ihr klare Linienführung und Kantigkeit. Leider werden durch solch radikale Maßnahmen gut erhaltene und wertvolle antike Möbel dadurch immer seltener.

Schön gealterte, originale Holzoberflächen bringen mit ihrer Patina oft eine unvergleichliche Atmosphäre mit sich, auch in moderne Räume. Angenehm berührt uns weicher Glanz auf gealterten Möbeloberflächen.
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Möbelrestaurierung
Biedermeier-Gardiniere in unrestauriertem Zustand
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Aufnahme der Gardiniere in restauriertem Zustand

Johannes Kössler

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