Holzwurmbefall! Das Schreckgespenst Nummer 1 vieler Liebhaber antiker Möbel. Oft stellen Antiquitätenbesitzer, nachdem sie Verdacht auf Holzwurmbefall geschöpft haben, erste Kontakte zu Restauratoren her. Nicht immer gelingt es mir, die besorgten Eigentümer eines Möbels mit Holzwurmlöchern am Telefon zu beruhigen und so landen häufig Möbel mit sogenannten Ausfluglöchern bei mir in der Werkstatt – meist
nur zur Beobachtung, denn diese Ausfluglöcher könnten durchaus schon vor mehreren Jahrzehnten gebohrt worden sein. Ein Biedermeier-Möbel, das vor zweihundert Jahren gebaut wurde, hat möglicherweise viele ungünstige Lager- oder Aufstellungsorte hinter sich. Diese sind meist die Ursache für Schädlingsbefall: Sind sie zu feucht, ergeben sich daraus erst die Lebensbedingungen für Anobien-Larven, umgangssprachlich ‚Holzwurm‘ genannt, oder Pilzbefall. Wie alle Lebewesen brauchen Holzwürmer Wasser, das sie aus der Holzfeuchte bekommen. Heute findet der Schädling diese Lebensgrundlage in den allermeisten Fällen nicht mehr vor, da das Klima in Häusern und Wohnungen eher zu trocken ist. Hat sich eine Anobien-Larve zwei bis drei Jahre unter der Holzoberfläche durchgefressen, verwandelt sie sich zum Käfer und fliegt aus. Erst dann wird das kreisrunde Ausflugloch sichtbar. Meist ist der Holzwurm kein Einzelgänger und so achtet man auf Häufchenbildung unter Bohrlöchern, die den aktiven Holzwurmbefall anzeigen. Nach bestätigtem Verdacht sollte keinesfalls mit der chemischen Keule nach dem Schädling geschlagen werden. Um das Raumklima und das Möbel nicht mit Giften zu belasten, kann heute nur noch eine kontrollierte Wärmebehandlung empfohlen werden, die in computergesteuerten Kammern von Spezialfirmen stattfindet.
Genaues Hinsehen – Holzwurmbefall und andere Schäden
Manchmal werden bei der Begutachtung auf Holzwurmbefall andere, oft versteckte Schäden entdeckt. Beispielsweise lose, aber noch vorhandene Furniere oder über Jahrzehnte eingelaufene Schubladenführungen, die die Handhabung der Schubladen erschweren, jedoch optisch kaum zu erkennen sind. Zudem können bei Möbeln, die in gut geheizten und gelüfteten Räumen stehen, Risse auftreten und ihre Ursache in der Konstruktion der Möbel haben. Viele Schäden, rechtzeitig erkannt, lassen sich von qualifizierten Restauratoren mit geringem Aufwand beheben. Eine entscheidende Maßnahme ist aber die Wahl des richtigen Restaurators. Gut erhaltene Möbelstücke sollten nie, auch nicht noch so minimal, abgeschliffen oder mit Ziehklingen abgezogen werden. Hier droht großer Wertverlust! Verantwortungsvolle Restauratoren versuchen stets das Maximum der originalen Substanz zu erhalten. Wird bei Restaurierungsarbeiten die originale Substanz eines hochwertigen antiken Möbels vernichtet, dann war nämlich der Restaurator der Holzschädling Nummer 1.
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Worauf es beim Möbel-Restaurieren ankommt …