Zu wenig Möbel? Das war in unserer Familie wirklich nie ein Problem. Eigentlich hatten wir immer mehr als zu viel davon – und wenn wirklich einmal ein solch praktisches Stück fehlte, wurde es bei uns in der Werkstatt einfach gemacht. Schon war es fertig – in bester Qualität. Auch in den schlechtesten Zeiten, so erzählte mir meine schon sehr alte Tante, verstand es mein Großvater, mit handwerklichem Geschick immer sehr persönliche Geschenke für Frau und Kinder zu machen, vom Nussknacker bis zum Schmuckkästchen. Einfach nachhaltig erfreuen sich Enkel und Urenkel noch heute an vielen dieser zeitlosen Familienstücke.
Natur pur
Von je her bis weit in das 20. Jahrhundert war es das Bestreben der Handwerker, ihr Bestes zu geben, ihre Produkte möglichst langlebig und auch reparierbar zu konstruieren und zu gestalten. Über Jahrhunderte war dies die beste Werbung und sorgte für einen schonenden Umgang mit den verfügbaren Ressourcen. Möbel wurden lange Zeit im Wesentlichen giftfrei und aus massivem Holz hergestellt. Sämtliche Hilfsmittel vom Leim (aus Schlachtabfällen) bis zum Lack (etwa aus Harzen, Bernstein, dem Sekret der Schellacklaus) sowie Farben (aus Pflanzen und Pigmenten) wurden direkt aus natürlichen Vorkommen gewonnen.
Kehrseite des Fortschritts Heute bestehen viele Möbel zum Teil oder ganz aus chemisch hergestellten Materialien. So ist die Herstellung von Beschlägen, Griffen, Oberflächen, Leimen und natürlich der Holzwerkstoff selbst ohne den Einsatz von Chemie nicht mehr denkbar. Leider wirkt sich dies für die Inhaber einer derartigen Einrichtung nur allzu oft auf das Wohlbefinden aus. Allergien, Kopfschmerzen und Völlegefühl sind nur die harmlosen möglichen Begleiterscheinungen im Zusammenleben mit zeitgenössischen Möbeln. Aber auch immer wechselnde Modetrends und mangelnde Qualität sorgen dafür, dass die Freude am Einrichten nur kurz anhält. Die chemischen Stoffe, die unschön altern und nicht wiederverwertbar sind, bereiten sogar beim Abschied von diesen Dingen Kopfzerbrechen. Denn das Verbrennen ist angesichts der vielen schädlichen Inhaltsstoffe undenkbar und auf Wertstoffhöfen müssen nicht gerade geringe Entsorgungsgebühren einkalkuliert werden. Natürlich kann auch ich mich nicht ganz den Vorteilen von modernen Möbeln entziehen, aber bisher fahre ich mit einem Mix aus hochwertig und gut gestalteten antiken Möbeln von Barock bis Biedermeier, praktischen und bequemen modernen Designerstücken und eben Möbeln, die in unserer Familie hergestellt wurden, ausgezeichnet. Auf diesen steht dann ein liebevoll gemachtes Schmuckkästchen – und bald auch wieder der Nussknacker.