Biedermeier/Empire stehen für zwei Bau-und Einrichtungsstile in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Wort Biedermeier entstand wohl erst am Ende einer Zeitspanne zwischen 1800 und 1848 in der die Möbel wie wir sie heute kennen bereits gebaut waren. Eine spießbürgerliche Figur namens Biedermeier aus den satirischen Münchner Blättern stand dabei Pate. Empire bezieht sich auf das französische Kaiserreich von Napoleon und den agyptischen Bausstil. Napoleon brachte von seinem Ägyptenfeldzug u. a. zahlreiche Gestaltungsideen für Möbel mit die auch nach seiner Herrschaft im sogenannten Nachempire ausgeführt wurden. Möbel die wir heute als Biedermeier-Möbel bezeichnen entstanden parallel zu Empire- und historistischen Möbeln. Oftmals beeinflussten sich diese romantischen und klassizistischen Spielarten gegenseitig. Deutsche Könige und Fürsten möblierten sich in ihren Privaträumen schlicht, währenddessen sie die Repräsentationsräume mit prächtigen Empire-Möbeln ausstatten. Rückblickend lässt sich aber sagen, dass es sich bei Biedermeier-Möbeln im Grunde genommen um überwiegend klassizistisch gestaltete Kunst-und Einrichtungsgegenstände handelt.
Schlichte schnörkellose Eleganz mit meist liebenswerten Details kennzeichnen hochwertige Biedermeier-Möbel. Großflächiges Furnieren von Möbelkorpussen und Fronten stellten aber ein technisches Novum dar. Schreiner hatten bis dahin vor allem große Möbelflächen mit oft beliebig aneinander gereihten Furnieren aber auch mit üppigen Profilleisten, Bandelwerk und Schnitzereien gestaltet. Neu war die Herausforderung große Flächen mit der natürlichen Holzmaserung zu dekorieren. Gespiegelte Furnierbilder, sternförmig furnierte Tischplatten und auf den Fronten durchlaufende Furnierbilder sind nur wenige Neuerungen dieser Zeit. Schreiner in der Biedermeierzeit hatten oft präziseste Genauigkeitsvorgaben zu erfüllen. Es mussten neue Fügetechniken bei der Furnierzusammensetzung, Verleimverfahren und Marketerietechniken entwickelt werden. Neue Möbeltypen verlangten nach neuen Ideen. So wurden Multifunktionsmöbel, Mechanismen für Zylinderbüros und Schreibkommoden aber auch Schlösser oder Verriegelungen u.v.m. neu entwickelt und erwartet. Oberflächen wurden nun oft großflächig mit Schellack poliert, mit „Schwarzlotmalerei“ dekoriert oder im Umdruckverfahren mit Bildern gestaltet. Neu gestaltete Stoffe, Zierbeschläge und Tapeten brachten Farbe auf und in die Möbeltypen.
Nicht nur das geübte Auge erkennt originale Biedermeier-Möbel aus der Zeit schnell. Es sind die typische Furnierauswahl, die Grundformen der Möbel und hierzu beispielsweise die Formen der Füße die markant sind. Echte Biedermeier-Möbel sind aber auch durch ihre hochwertige Verarbeitung besonders werthaltig. Viele von ihnen können auch heute bei allem Maschineneinsatz nicht gleichwertig kopiert werden. Feinste Maßabweichungen und kleinste Vereinfachungen lassen Kopien und Stilmöbel oft klotzig, fade oder tatsächlich bieder wirken.
Kommoden, Schränke, Schreibmöbel, Stühle, Tische, Spiegel, Lampen und Kleinmöbel – Kein Einrichtungsgegenstand im Empire/Biedermeier der in dieser Zeit nicht grundlegend umgestaltet wurde. Mit Blick auf die Vorgängerstile würden wir heute von Lifting oder eben Zeitenwende sprechen. Und bis heute transportieren diese Möbel Innovation, Individualität und Wohlgefühl in zeitgemäße Wohnwelten.